Wärmetherapie—alles was Du über das beliebte Heilverfahren wissen musst

Wärmetherapie—alles was Du über das beliebte Heilverfahren wissen musst

Wärme lockert die Muskulatur und entspannt Körper und Geist. In der Physiotherapie wird sie eingesetzt, um das Gewebe vor einer manuellen Maßnahme zu lockern. © Copyright Vakker Products GmbH

Wärmetherapie wird traditionell in der Physiotherapie zur Entspannung der Muskulatur verwendet. Diese nebenwirkungsfreie und natürliche Therapieform hat eine lange Tradition und ist auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) beliebt. Warum Wärmetherapie so wirksam ist, wie Du damit Deine Gesundheit stärken und Verspannungen lösen kannst—all das erfährst Du in diesem Artikel.

Was ist eigentlich Wärmetherapie?

Wärmetherapie ist neben der Kältetherapie (Kryotherapie) ein Unterbereich der Thermotherapie, was wiederum der manuellen Therapie in der Physiotherapie untergeordnet ist. Auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin gehören Wärmebehandlungen zum Standardrepertoire. Sie wirkt, indem sie die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert und unterstützt.

So wird beispielsweise verhärtetes Gewebe gelockert, weshalb Wärmetherapie auch oft als vorbereitende Maßnahme für weitere bewegungstherapeutische Methoden oder Massagen in der Physiotherapie eingesetzt wird. Aber auch alleine braucht sich die Wärmetherapie nicht verstecken, denn sie verbessert die Durchblutung, wodurch heilungsfördernde Stoffwechselvorgänge beschleunigt werden.

Wie funktioniert Wärmetherapie?

Die entspannende und heilungsfördernde Wirkung von Wärmetherapie basiert auf den körpereigenen Temperatur-Regulationsmechanismen. Um optimal zu funktionieren, benötigen wir eine Körpertemperatur von 37° C, die im Laufe des Tages um etwa 0,5° C schwanken kann. Wie wichtig diese Temperaturkontinuität ist, erkennt man daran, dass es unter 28° C sowie über 43° C sogar lebensgefährlich werden kann.

Ausschnitt eines Körpers mit inneren Organen, die bei Kälte durchblutet werden

Bei externer Kältezufuhr werden priorisiert die inneren Organe durchblutet. Die Adern verengen sich und der Blutdruck steigt. © Copyright Vakker Products GmbH

Bereits ab 38°C spricht man von Fieber. der Körper ist also ziemlich motiviert, seine Temperatur zu halten. Wird es ihm zu kalt, versucht er zuerst, die inneren, überlebenswichtigen Organe mit Wärme zu versorgen. Der kleine Zeh kann dann erst einmal sehen, wo er bleibt.

Was macht der Körper dann? Er zieht die Blutgefäße zusammen, sodass das Blut nicht mehr so gut in die äußeren Körperregionen transportiert werden kann. Das führt dazu, dass sich der Blutdruck erhöht — ein Stresszustand. Zusätzlich spannt er die Muskulatur an, ebenfalls im bestreben, Wärme zu produzieren. Und wenn das alles noch nicht reicht, folgen Muskelkontraktionen, auch bekannt als zittern.

liegender Mensch mit geweiteten Adern durch Wärme

Ist es warm, versucht der Körper, die Wärme von den inneren Organen wegzulenken, um eine Überhitzung zu vermeiden. Er weitet die Adern, sodass der ganze Körper besser durchblutet wird. Der Blutdruck sinkt. © Copyright Vakker Products GmbH

Das Gegenteil passiert bei externer Wärmezufuhr, beispielsweise durch hohe Außentemperaturen im Sommer, durch ein heißes Bad, einen Saunagang oder eine Wärmekissen-Anwendung. Der Körper merkt, dass Wärme nun in Hülle und Fülle verfügbar ist. Als Folge weitet er die Blutgefäße aus, denn jetzt ist für alle Körperbereiche inklusive kleinem Zeh "Partytime". Das Blut kann nun besser fließen und der Blutdruck senkt sich — wir entspannen. Das ist der Grund, warum ein heißes Bad, ein Saunagang oder auch nur ein Heißgetränk so wohltuend und stresslindernd wirken.

Nun wirkt Wärmetherapie aber nicht nur entspannend, sondern lockert auch verspannte Muskulatur und beschleunigt Heilungsvorgänge. Das liegt an einem positiven Nebeneffekt der Weitung der Blutgefäße. Dadurch, dass das Blut besser fließen kann, werden die Zellen in den erwärmten Körperbereichen besser mit Nährstoffen versorgt. Zudem werden Stoffwechselabfallprodukte schneller abtransportiert. Beides zusammen sorgt für eine schnellere Regeneration des Gewebes — sei es bei einem Muskelkater nach dem Training oder einfach bei verspannter Muskulatur.

Anwendungsgebiete der Wärmetherapie

Generell kann man Wärme bei allen "körperlichen Leiden" anwenden, die nicht akut entzündlich sind—also da, wo ein verbesserter Blutfluss und somit Stoffwechsel von Vorteil ist. Bei einer offenen Wunde oder einem Bluterguss, aber auch bei entzündeten Gelenken (zum Beispiel durch Rheuma) wäre das eher kontraproduktiv, denn die Entzündungsstoffe würden sich dadurch nur noch besser verbreiten können. In solchen Fällen interveniert man am besten mit Kälte.

Mensch mit Nackenschmerzen und Verspannungen

Ein beliebtes Einsatzgebiet für Wärmetherapie sind Verspannungen, da die Wärme für bessere Durchblutung sorgt und die Muskelspannung reduziert. © Copyright Vakker Products GmbH

Wärmetherapie bei Verspannungen

Wann immer sich Bindegewebe, Faszien oder Muskulatur verhärten, kann man mit Wärme entgegenwirken. Die häufigsten Anwendungen sind bei:

  • Nackenverspannungen

  • Rückenschmerzen

  • Bauchschmerzen (z.B. während der Periode bei Frauen oder als Folge eines Reizdarms)

  • steife Gelenke

  • Muskelkater

entspannter Mensch auf einem Fels

Dadurch, dass die Muskelspannung und der Blutdruck bei Wärmeeinfluss nachlassen, entspannen Körper und Geist. © Copyright Vakker Products GmbH

Wärmetherapie als Mittel gegen Stress

Nicht zu unterschätzen ist auch die allgemein wohltuende, stressreduzierende Wirkung von Wärme. Um zu erläutern, woher diese entspannende Wirkung kommt, folgt ein kleiner Exkurs in die Evolutionsbiologie.

Damit vor Millionen von Jahren unsere Überlebenschancen bei gelegentlichen Säbelzahntigerangriffen und Nahrungsmittelknappheiten nicht gegen Null gingen, konnten wir uns, wie andere Wirbeltiere auch, zweier "Gegenspieler" des zentralen Nervensystems bedienen.

Die Rede ist vom Sympathikus und Parasympathikus. Bei Stresssituationen schaltet sich der Sympathikus ein. Unsere Pupillen weiten sich, die Muskulatur ist angespannt und das Herz schlägt schneller. Ist der Säbelzahntiger weggelaufen, weil er ein saftigeres Stück Fleisch gesichtet hat, wird langsam der Parasympathikus aktiv.

Nun heißt es, die verbrauchten Ressourcen wieder aufzubauen. Die Muskulatur entspannt sich, die Blutbahnen weiten sich und der Blutdruck senkt sich. Was hat das aber nun mit Wärmetherapie zu tun? Extern zugeführte Wärme erlaubt es uns, den Körper gewissermaßen auszutricksen. Wer schon einmal von "Power Posing" oder der Möglichkeit, mit einem simplen Lächeln seine Laune zu verbessern, gehört hat, kann sich sicher etwas unter der Wechselwirkung zwischen Körper und Psyche vorstellen.

Wie oben erläutert, sorgt Wärme dafür, dass sich unsere Blutkapillaren weiten und das Blut besser fließen kann. Der Blutdruck sinkt. Und wenn der Blutdruck sinkt, entspannen wir. Die Henne-Ei-Frage, was denn nun zuerst da war, ist dem Körper ziemlich egal. Das Ergebnis zählt.

Wenn Du also wieder einmal vom modernen Säbelzahntiger in Form von 100 unbeantworteten Emails geplagt wirst, lass Dir sich ein heißes Bad ein oder nimm Dir ein Wärmekissen und schalte so Dein Nervensystem in den Entspannungsmodus.

Wärmetherapie für Zuhause

Für die Wärmetherapie Zuhause gibt es eine ganze Reihe an Möglichkeiten. Die effektivsten, anwendungsfreundlichsten Optionen präsentieren wir Dir nachfolgend in absteigender Reihenfolge.

Mensch nimmt ein heißes Bad in einer Badewanne

Ein heißes Bad kann Viren bekämpfen, indem ein "künstliches Fieber" ausgelöst wird. Außerdem lockert es die Muskulatur am ganzen Körper, wodurch die Regeneration bei Verspannungen oder Muskelkater beschleunigt wird. © Copyright Vakker Products GmbH

Ein heißes Bad

Nicht nur die entspannende und blutdrucksenkende Wirkung der Ganzkörperwärme spricht dafür, mal wieder baden zu gehen. Bei einer Temperatur ab 38° C außerdem wird eine Art "künstliches Fieber" hervorgerufen.

Das klingt jetzt erstmal nicht besonders attraktiv, hat aber einige Vorteile. Durch diesen Zustand werden nämlich vermehrt weiße Blutkörperchen gebildet. Jene, die das Immunsystem bei der Abwehr von Viren und Bakterien unterstützen. Mit einem heißen Bad (oder auch einem Saunagang) lassen sich also effektiv Krankheiten vorbeugen. Außerdem kannst Du mit den richtigen Badezusätzen eine Vielzahl weiterer positiver Effekte erzielen, vom Schutz und Aufbau der natürlichen Hautbarriere bis hin zur Stimulation des Kreislaufes.

Mensch mit Moorkissen für Nacken und Schulter

Lokale Wärmetherapie mit Moorkissen lockert gezielt verspanntes Gewebe und beschleunigt die Regeneration. Selber Effekt wie in der Badewanne, nur lokal. © Copyright Vakker Products GmbH

Wärmetherapie mit Moorkissen

Vielleicht hast Du ja bereits von der Fangotherapie oder der Moorpackung beim Physiotherapie gehört oder noch besser, selbst erlebt. Hierbei wird die aufgeheizte Fango- oder Moormasse auf die betroffene Stelle aufgetragen, um Muskulatur und Gewebe zu lockern und zu entspannen.

Warum nutzen sie Fango und Moor dafür und nicht ein einfaches Körnerkissen? Das liegt zum einen an der besseren Wärmespeicherfähigkeit und zum anderen an der Temperaturleitgeschwindigkeit. Dadurch, dass die Temperatur von Naturmoor mit einer ähnlichen Temperatur transportiert wird, wie im menschlichen Körpergewebe, fühlt sich eine höhere Temperatur angenehmer an.

Und eine höhere Temperatur bedeutet eine effektivere Lockerung. Wie genau das funktioniert und warum das so ist, illustrieren wir in hier: Die heilsame Wirkung von Moorkissen in der Wärmetherapie.

Damit Du auch Zuhause von diesem Effekt profitieren können, gibt es Moorkissen, zum Beispiel für den Nacken oder Rücken. Je nach Qualität des Moores, der Verarbeitung und der Qualität der Folie kannst Du Dich bei korrekter Anwendung und Lagerung ungefähr zwei Jahre lang täglich mit einer entspannenden, gesundheitsfördernden Wellnessanwendung Zuhause belohnen.

Mensch mit Wärmepflaster auf dem Rücken

Geht man außer Haus sind Wärmepflaster für akute Schmerzen eine gute Option. Regelmäßig genutzt, wird es jedoch schnell teuer. © Copyright Vakker Products GmbH

Wärmetherapie mit Wärmepflastern

Der Hauptvorteil von Wärmepflastern besteht darin, dass man sie nahezu überall verwenden kann. Durch eine chemische Reaktion der Inhaltsstoffe (in der Regel ein Gemisch aus Eisen, Salz, Kohle und Wasser) mit Sauerstoff entsteht Wärme.

Vielen hilft die Anwendung mit Wärmepflastern, da auch hier die therapeutisch notwendige Temperatur von mindestens 40°C erreicht wird und relativ lange gehalten werden kann. Ab und zu kommt es allerdings zu Hautreizungen aufgrund der Inhaltsstoffe und bei einem durchschnittlichen Anwendungspreis von ca. 4 € kann es bei regelmäßiger Anwendung schnell teuer werden.

Kirschkernkissen oder Körnerkissen

Für gemütliche Wärme und leichte Bauchschmerzen sind Kirschkernkissen eine gute Wahl. Möchte man Verspannungen lindern, sind ein heißes Bad oder die Wärmetherapie mit Moorkissen eher zu empfehlen. © Copyright Vakker Products GmbH

(Selbstgemachte) Wärmekissen mit Körnerfüllung

Körnerkissen sind die wohl bekanntesten Vertreter unter den Wärmetherapie-Utensilien. Ob Kirschkernkissen oder Dinkelkissen, die meisten Menschen haben so etwas Zuhause oder haben zumindest schon einmal davon gehört.

Körnerkissen kann man relativ günstig kaufen oder, mit etwas Zeit und näherischem Geschick, einfach selbst herstellen. Insbesondere wenn es einem nur um ein wohlig warmes Gefühl beim Zubettgehen oder Lesen geht, sind diese Wärmekissen super geeignet.

Möchte man hingegen Verspannungen lindern, sind Körnerkissen nicht die beste Option. Die Temperatur verfliegt relativ schnell und kann nicht so tief ins Gewebe eindringen, da die Anwendungsfläche durch die kleinen, einzelnen Körner um ein Vielfaches geringer ist als bei vollflächigen Anwendungen wie der Fangotherapie oder mit Moorkissen.

Wärmflasche

Auch die Wärmflasche ist primär für wohlig warme Gemütlichkeit und nicht so sehr für Verspannungen geeignet. © Copyright Vakker Products GmbH

Die gute, alte Wärmflasche

Die Wärmflasche versetzt so manchen von uns möglicherweise zurück in die Kindheit—Zwieback, Cola und eine Wärmflasche dazu, das war das Geheimrezept gegen jegliche Wehwehchen in der Magen-Darm-Gegend. Auch wenn der Einsatz von Zwieback und Cola gesundheitlich heutzutage eher fraglich sind, die Wärmflasche hatte und hat definitiv ihre Berechtigung.

Sie kann bei leichten Bauchschmerzen entspannend und lindernd wirken und sorgt vor allem, eingekuschelt in eine Decke, für ein wohliges Gefühl von Gemütlichkeit.

Wann sollte man Wärmetherapie nicht anwenden?

Grundsätzlich kann man sagen, dass Wärmetherapie bei allen Entzündungen fehl am Platz ist. Das ist also zum Beispiel eine offene Wunde oder auch eine Schwellung, beziehungsweise ein Bluterguss.

Da sich durch Wärme die Blutbahnen erweitern, können sich die Entzündungsstoffe besser verbreiten, was zur Folge hat, dass sich die Entzündung vergrößert. Es ist, also würde man zusätzlich Öl ins Feuer gießen. Besser geeignet ist hier Kälte, da sie die Blutbahnen verengt und so den Entzündungsvorgang eindämmt.

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